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Kommentar zu Denkmalschutz: Lebenswerte Städte oder Freilichtmuseen?

Presse | 14.11.2022

Ein Kommentar von Stefan Schillinger, Managing Partner, ACCUMULATA Real Estate Group

Der ökologische Imperativ manifestiert gleichzeitig die obersten Handlungsziele für die Stadtentwicklung: Handle so, dass die Wirkungen deiner Entwicklung verträglich sind mit dem Fortdauern urbanen Lebens, müsste die Formulierung in Anlehnung an Hans Jonas lauten. Der Hitzesommer hat uns die Bedeutung dieser Handlungsmaxime wieder vor Augen geführt. Das Unterfangen stellt sich im Angesicht der historisch erhaltenen Innenstädte, die dem Denkmalschutz unterliegen, oft schwierig dar. Immobilienunternehmen werden dann in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt und mit dem Ziel Innenstädte lebenswert zu gestalten allein gelassen. Das Resultat: Innerstädtische Hitzeinseln und fehlende Aufenthaltsqualität.

Spätestens dann sollten Maßnahmen zum Klimaschutz anders bewertet werden als unter rein ästhetischen Aspekten. Darf ich einen Baum vor ein denkmalgeschütztes Haus pflanzen? Darf ich den Straßenraum vor einem denkmalgeschützten Gebäude bespielen? Darf ich die Fassade eines denkmalgeschützten Gebäudes an einer für die Öffentlichkeit nicht-sichtbaren Seite von außen dämmen?

Die Antwort auf diese Fragen muss lauten: Ja! Ansprechend gestaltete Fassadenbegrünungen, die das Stadtbild aufwerten, eine Gebäudedämmung auf der nicht-sichtbaren Rückseite, die zur Eindämmung der Emissionen beiträgt, Photovoltaikanlagen auf dem Dach, die grünen Strom produzieren und die Bespielung öffentlichen Raums für mehr Aufenthaltsqualität müssen auch für Gebäude unter Denkmalschutz zum Standardrepertoire gehören.

Innovative Ideen, die dem Klimaschutz und der Gemeinschaft gleichermaßen Rechnung tragen, leiden bisweilen oft unter dem starren Denkmalschutz. Es ist unumstritten, dass das soziokulturelle Erbe von Tradition und Baukultur bewahrt werden muss. Doch lohnt sich immer ein genauer, einzelfallbezogener Blick. Schließlich darf uns ein Erbe nicht davon abhalten, künftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel und Energiekrise müssen wir uns mehr denn je die Frage stellen: Wollen wir unsere Städte lebenswert gestalten oder lieber Freilichtmuseen erhalten? Spätestens dann sollte der Spagat, den viele Immobilienentwickler bei der Revitalisierung und Repositionierung von denkmalgeschützten Gebäuden erleben zum Balanceakt werden, der in Kooperation mit den Städten gemeinsam begangen wird.

Bildnachweis: shutterstock_788608363_(c)Ryan-DeBerardinis_Web

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